Fototourismus – was ist das?

Wenn Du schon einmal im Urlaub warst, wurde Dir mit Sicherheit das ein oder andere Fotoshooting mit niedlichen Tieren wie Papageien, Affenbabys oder Schlangen angeboten. Oft ist dieses Angebot äußerst verlockend. Viele sehnen sich nach einem hautnahmen Erlebnis mit niedlichen und exotischen Tieren. Und wer hat schon ein Bild mit einem süßen Äffchen auf der Schulter oder kann behaupten ein Tigerbaby gestreichelt zu haben? Ein Blick in die Sozialen Medien reicht, um genau dies bestätigt zu bekommen. Lächelnde Urlauber posten Kurzvideos oder Bilder von sich mit Wildtieren für ein paar Likes. Vergessen wird dabei: Ein kurzer Schnappschuss für Dich, bedeutet für die Tiere ein lebenslanges Leid. Was wir da mit einer Momentaufnahme festhalten, ist tatsächlich unvergesslich.


Primaten als Accessoire

Gerade Primatenarten wie Gibbons oder Faulaffen werden als Magneten für Touristen genutzt. Dabei werden Jungtiere ihren Müttern brutal aus ihrem natürlichen Lebensraum entrissen. Ein Gibbon-Jungtier zum Beispiel kann nur durch mit einer einhergehenden Tötung der Mutter eingefangen werden. Oft resultiert das in dem Tod der Mutter und des Jungtieres.

Sollte ein Jungtier gefangen werden können, muss dieses dann als Fotoattraktion herhalten oder wird als Haustier weiterverkauft. Damit das Wildtier auch zu einem wehrlosen Requisit wird, werden ihnen häufig die Zähne und Krallen entfernt oder man stellt sie mit Medikamenten ruhig. Nun kann das stundenlange stressvolle Herumreichen für das kurze Vergnügen des Touristen beginnen. Gibbons werden als Tourismusattraktion gerne in Klamotten gesteckt, um ihre besondere Körperform „niedlicher“ oder „lustiger“ erscheinen zulassen. Sind die Tiere zu alt oder erreichen eine gewisse Größe und Kraft, sind sie gezwungen, bis zu ihrem Lebensende in kleinsten Käfigen zu verkümmern.


Die grausame Wahrheit hinter den Fotos 

mit den süßen Faulaffen

Faulaffen, insbesondere Plumploris, wurden in den letzten Jahren regelrecht zu „Social Media Stars“ aufgrund ihres niedlichen Aussehens. Was viele nicht wissen – Plumploris gehören zu den wenigen giftigen Säugetieren! Sie produzieren in der Ellenbeuge ein Sekret, das in Verbindung mit ihrem Speichel giftig ist. Durch Bisse werden Feinde vergiftet. Damit sie dadurch die Halter und die Touristen nicht verletzten, werden ihnen meist die Eckzähne entfernt. Nach Verlust der Zähne können sie Ihre Nahrung kaum noch zu sich nehmen. Plumploris sind zwar gemütlich, aber oft bewegen sie sich in den Videos so langsam und benommen, da sie am verhungern sind. Viele überleben nur eine kurze Zeit nach der Entfernung der Zähne mit Hunger oder Infektionen. Aufgrund ihres stressempfindlichen Wesens sterben jedoch viele schon, bevor sie überhaupt weiterverkauft werden können.

Durch den Tourismus ist die Population so drastisch gesunken, dass sie mittlerweile mehr durch den illegalen Handel als durch den Verlust ihrer Lebensräume bedroht sind.


Verstärkung des illegalen Handels

Das Posten solcher Fotos verursacht leider nicht nur, dass viele Leute ebenfalls solch ein Erlebnis ersehnen:  Durch unzählige Fotos auf den Sozialen Medien könnte man meinen, dass diese Primaten oder andere Tierarten nicht wild oder gefährdet sind. Schlimmer noch erscheinen diese ruhiggestellten Wildtiere auf dem Schoß eines Menschen als das optimale Haustier. Aufgrund dieser getrübten Wahrnehmung steigt auch der Wunsch, sich Gibbons oder Faulaffen zu halten, was wiederum den illegalen Wildtierhandel antreibt.


Mensch-Primatenkontakt

Urlauber in Primatengebieten sollten sich den Gefahren und Schäden bewusst sein, die solche Touristenattraktionen für die Tiere aber auch für den Menschen beherbergen. Denn auch für Touristen birgt der enge physische Kontakt von Menschen zu nichtmenschlichen Primaten Gefahren. Ein scheinbar harmloses Foto kann schnell zu einer Zoonose führen. Unter Zoonose versteht man die Übertragung von Infektionskrankheiten von Tier auf Mensch oder von Mensch auf Tier. Aufgrund der engen Verwandtschaft zwischen Menschen und Primaten, übertragen sich Krankheiten relativ leicht. Gerade die minderwertige Haltung und die permanente Nähe zum Menschen erhöht die Infektionswahrscheinlichkeit.


Was Du tun kannst:

  • Meide nicht-nachhaltigen Tierparks oder Shows. Vor allem solche, die Fotosessions oder Streicheleinheiten mit wilden Tieren anbieten!
  • Achte auf den Sozialen Medien darauf, keine Touristenfotos mit ausgebeuteten Wildtieren zu liken, zu teilen und zu kommentieren.
  • Wenn du Tierquälerei im Internet siehst, dann melde die Fotos/ Videos.
  • Du kannst von Fotos mit Tierquälerei ein Screenshot erstellen und über die grausamen Hintergründe z. B. in deiner Story aufklären.
  • Kläre Freunde, Familie und Bekannte über die Hintergründe solcher Fotos auf.
  • Spende an Organisationen, die sich für Aufklärung oder die Rettung solcher misshandelten Tiere einsetzen.

Du möchtest Dich noch weiterer belesen und schlau machen? Hier kommst Du zu weiteren interessanten Artikel zu dem Bereich Tourismus, Tierschutz und Bedrohungen für Primaten:

Breedingfarmen - Gefährliche Fallen des Tierschutzes

Affenbabys in Windeln? Tierschutz oder Tierquälerei?  

Social Media Fallen - So erkennst Du Tierquälerei

Auch in unserem AFFENZIRKUS Podcast findest du Folgen zu entsprechenden Themen: 

Folge #112 3 Gründe Freiwilligenhelfer*in zu werden 

Folge #110 Gorilla Trekking in Uganda - Wie nachhaltig ist es wirklich? 

Viel Spaß beim Anhören & Lesen! 

Du möchtest selbst als Freiwilligenhelfer*in aktiv werden und direkt vor Ort in der Aufzucht und Pflege von Primaten beteiligt sein? Dann bewirb Dich JETZT für eine unserer geprüften Stationen in Uganda, Südafrika, Simbabwe oder Kenia und pack' direkt dort an, wo die Hilfe am meisten gebraucht wird! Hier geht's zu allen Stationsseiten.